Gesehen: „Django Unchained“ von Quentin Tarantino

Liebe versus Rachegelüste

Ein Film vom „Pulp Fiction“-Regisseur Quentin Tarantino ist immer etwas Besonderes. Fortwährend traut sich der Meister des Geschichtenerzählens an Themen heran, die andere Regisseure höchstens mit Samthandschuhen anfassen würden. „Django Unchained“ ist da keine Ausnahme. Blutig und brutal wie eh und je – aber wegschauen kann man bei solch einem gut gemachten Italo-Western trotzdem nicht.

Zum Inhalt: Dr. King Schultz (Christoph Waltz, „Inglourious Basterds“) ist ein Kopfgeldjäger, in einer Zeit, in welcher die Südstaaten kurz vor dem Bürgerkrieg stehen. Er ist auf der Suche nach den Brittle-Brüdern, um für ihre Leichen wieder ein bisschen Geld einzuheimsen. Nur um die gesuchten Männer erkennen zu können, benötigt er die Hilfe von Django (Jamie Foxx, „Ray“). Dieser wurde einst von den Brüdern gemeinsam mit seiner Frau Broomhilda (Kerry Washington, „Ray“) misshandelt, dann verkaufte man die beiden an unterschiedliche Sklavenhalter weiter. Schultz bringt Django den Umgang mit Waffen bei und versichert ihm bei vollbrachter Arbeit die Freiheit. Doch auch nachdem der Auftrag abgeschlossen ist, bleibt das ungleiche Paar zusammen, um schließlich Broomhilda unter falschen Tatsachen von Calvin Candie (Leonardo DiCaprio, „Blood Diamond“) wiederzubekommen. Aber dieser hat mit dem klugen Haussklaven Stephen (Samuel L. Jackson, „Marvel’s The Avengers“) ein äußerst gefährliches Ass im Ärmel.

„Django Unchained“ ist ein ebenbürtiger Nachfolger des 2009er Epos „Inglourious Basterds“, beide von Quentin Tarantino geschrieben und dann unter seiner Regie verfilmt. Auch während der Berliner Pressekonferenz am 8. Januar 2013 zeigt sich Tarantino sichtlich stolz auf sein neuestes Werk. Ihm liegt das Thema spürbar am Herzen, denn seiner Meinung nach ist Sklaverei ein Sujet, über welches viel zu wenig in der heutigen Zeit gesprochen wird. Amerika habe Angst vor der Sklaverei und in der Schule würde man eher dem Goldrausch Platz einräumen, als Probleme solcher Art ans Tageslicht zu befördern. Doch über historische Genauigkeit scheint sich der ehemalige Videothekar weniger den Kopf zu zerbrechen. Furchtlos offenbart er ein weiteres Mal eine Vision, in welcher die vielen Gesichter des Bösen mal so richtig nach Strich und Faden vermöbelt werden. Für seine 165-Minuten lange fiktive Geschichte gewann Tarantino gar den Golden Globe Award für das beste Drehbuch. Die Schauspieler Jamie Foxx, Kerry Washington, Samuel L. Jackson und Christoph Waltz können ihm da nur Beifall klatschen. Denn für sie schrieb er äußerst nuancierte wie erinnerungswürdige Rollen, für die es Lob, Nominierungen und Preise regnet.

„Es war das unglaublichste Drehbuch, das ich in meinem ganzen Leben gelesen habe. Ich dachte mir nur: ‚Wer hat den Mumm und das Wissen, es genau so zu erzählen, wie es wirklich war?’ Die Art und Weise, wie er die Geschichte erzählt, so wahrhaftig und ehrlich – und wenn dir dabei die Haare zu Berge stehen –, dann muss das auch so sein.“ (Jamie Foxx über Quentin Tarantinos Darbietung der Brutalität der Sklaverei im Film)

Außerdem konnte Christoph Waltz mit seiner ihm auf den Leib geschriebenen Rolle einen Golden Globe einkassieren und wie sehr er dieses Privileg genoss und noch genießt, verdeutlichte Waltz auch gegenüber den Berliner Journalisten. Zur Charakterstärkung weiß Quentin Tarantino zudem immer die passende musikalische Untermalung auszusuchen. Ob Hip Hop, Rockabilly oder Schnulze – alles vermischt sich bei seinem modernen ironischen Western mit den schlagfertigen Dialogen, bei denen einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben kann.

Kinostart: 17. Januar 2013

Fotos und Artikel: Hella Wittenberg