Gesehen: „96 Hours – Taken 2“ von Olivier Megaton

Es ist wieder soweit: ein weiterer 96-Stunden-Trip steht bevor. Liam Neeson („Unknown Identity“) alias Bryan Mills kloppt sich besinnungslos anderthalb Stunden lang durch ganz Istanbul, um seine Familie und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Auch wenn dabei fröhlich Handgranaten geworfen werden, die Tochter bei feurigen Autoverfolgungsjagden über ihren eigenen Schatten springt, so kann „96 Hours – Taken 2“ nicht an den Überraschungserfolg des ersten Actionstreifens heranreichen. Und wo genau fangen die 96 Stunden eigentlich dieses Mal an und wo hören sie auf?

„Hör mir gut zu, Kim. Deine Mutter und ich – wir werden entführt.“ (Bryan Mills)

Als Bryan Mills (Liam Neeson) den Auftrag als Leibwächter eines Scheichs in Istanbul zusagt, sind bereits eineinhalb Jahre vergangen, seit Tochter Kim (Maggie Grace, „Lockout“) von albanischen Mädchenhändlern gekidnappt wurde und vom ehemaligen CIA-Agenten Mills gerettet werden musste. Der besorgte Vater nimmt dies zum Anlass, Kim und seiner Ex-Frau Lenore (Famke Janssen, „X-Men“) einen kleinen Urlaub zu verschaffen. So besuchen die Beiden ihn in der Weltmetropole um gemeinsam auszuspannen. Doch daraus wird nichts. Dieses Mal werden Mills selbst sowie seine Frau verschleppt – der Vater (Rade Serbedzija, „Fugitive Pieces“) eines von Mills Händen erledigten Mannes will Rache üben. Nun sind die Fertigkeiten aller Drei gefragt, um dem Tyrannen entkommen zu können.

Dass bei solch einem Luc Besson („Das fünfte Element“) Actionfilm auch einige storytechnische Ungereimtheiten auftreten, ist grundsätzlich zu verschmerzen. Dafür wird ja ausgleichenderweise herumgeballert wie nichts Gutes, Explosion folgt auf Explosion und Dialoge werden nach der ersten halben Stunde nur noch für Notfälle eingesetzt. So weit, so durchschnittlich. Was aber das Werk unter der Regie von Olivier Megaton („Colombiana“) so enttäuschend aussehen lässt, ist das völlige Ausruhen auf den Lorbeeren des ersten Teils. Liam Neeson ist noch immer ein echter Kontrollfreak, der nichts dazu gelernt hat, aber mit seiner Mütterlichkeit wenigstens ein paar fehlgeleitete Schmunzler einheimsen kann. Maggie Grace als Tochter Kim hat wieder einmal nicht das elegante Rennen geprobt und stets stehen ihr die Tränen in den Augen, die Stimme ist zittrig – nichtsdestotrotz wirft sie unreflektiert Handgranaten auf die Dächer Istanbuls, dass es einen nur so die Fußnägel kräuselt. Famke Janssen als in solch einer Situation nicht weiter hilfreiche Mutter stellt sich als wohl unwichtigste Nebendarstellerin ohne tatsächlichen emotionalen Input dar. Und Rade Serbedzija ist ein weiteres Mal der Quotenböse mit schnöden Racheplänen. In „96 Hours – Taken 2“ zeigt sich also so gar nichts als besonders ausgefeilt, gewitzt oder gut repräsentiert dar. Es sind lediglich verlässlich schnelle Schnitte zu begutachten, die wohl über die klaffenden Lücken des unterdurchschnittlichen Actionfilms hinwegsehen lassen sollen.

Kinostart: 11. Oktober 2012

Gesehen von: Hella Wittenberg