George Ezra, 11.11.2014, Huxley’s Berlin

In Scharen waren sie gekommen, um George Ezra zu lauschen. Der gerade mal 21 Jahre alte Engländer, dessen Stimme sich anhört als hätte er schon ein doppelt so langes, Whisky geschwängertes Leben hinter sich, reitet im Moment souverän auf einer anhaltenden Erfolgswelle. Das schnell ausverkaufte Konzert wurde vom Postbahnhof in das größere Huxley’s verlegt und auch hierfür gingen noch vor Showabend die letzten Karten über den Tresen.
Tatsächlich gab es im erwartungsvoll angefüllten Saal dann auch mehr zu lauschen als zu sehen. George Ezra ist eine sympathische, zurückgenommene Erscheinung, ein junger Mann im alltäglichen Look aus dunklen Jeans, Sneakern und Karohemd, der sich vollkommen auf seine Stimme und Gitarre konzentriert. Zum Willkommen schleudert er dem Publikum auch gleich einen seiner schönsten Songs entgegen, das schwungvolle „Cassy O“. Danach wird es eher besinnlich. Selbst die Uptempo Nummern seines Debütalbums „Wanted On Voyage“ hören sich live irgendwie entschleunigt an. Man möchte einen Klappstuhl dabei haben, um entspannt seiner wirklich beeindruckenden Stimme lauschen zu können.
So weist der Abend, obwohl er nicht viel länger als eine Stunde dauert, dann doch seine Längen auf. Die Songs sind für die Bühne artig arrangiert, eine Spannung zwischen Ezra und seiner Band sucht man eher vergeblich. Ein kleines Highlight stellt die Zugabe dar, wenn er noch einmal spürbar zum Leben erwacht, um eine wirklich schöne Coverversion von Cyndi Laupers „Girls Just Wanna Have Fun“ zum Besten zu geben. Aber da trotten die ersten schon in Richtung Ausgang. Vielleicht um sich Zuhause „Wanted On Voyage“ auf den Plattenteller zu legen und so zu genießen, wie man es den ganzen Abend gerne getan hätte: in der Horizontalen, mit den Füßen auf dem Sofa.

War dabei: Gabi Rudolph
Fotos: Markus Werner