Gelesen: Berni Mayer „Rosalie“

berni-mayer-rosaliePraam an der Schwarzen Laber, eine kleine Ortschaft tief in der bayrischen Provinz, tief in den achtziger Jahren, ist der Schauplatz von Berni Mayers Roman „Rosalie“.
Der Jugendliche Konstantin ist hier fest eingebunden und verankert. Das elterliche Wirtshaus, die Verwandtschaft und nicht zuletzt die katholische Kirche bestimmen den Kontext. Als plötzlich Rosalie auftaucht, ein Mädchen aus der Stadt und die beiden ein Paar werden, beginnt Konstantins neue Auseinandersetzung mit seiner Heimat. Die beiden führen eine heimliche Liebe und entdecken auf ihrer Suche nach Orten für ihre kleinen Stelldicheins eine Leiche, deren Geschichte ein dunkles Kapitel aus der NS-Zeit des Heimatortes zu Tage bringt und deren Veröffentlichung an den Grundfesten des Dorfes rüttelt. Es liegt an Konstantin und Rosalie herauszufinden, wie man sich verhält, wenn Autoritäten in Frage gestellt und nahe stehende Menschen Farbe bekennen müssen. Für die beiden als Paar, aber auch jeder für sich.
Denn alle sind angreifbar und verletzlich in diesem Roman von Berni Mayer. Nicht nur die offensichtlichen Täter von damals, ihre Nachkommen und Mitwisser, sondern auch und ganz besonders sogar die junge Liebe der beiden.
Es geht um die Frage, auf welche Werte man sein Leben gründen kann. In wieweit man die Moral und die Werte seiner Heimat mitleben kann, ohne schuldig zu werden. Verfällt man auch irgendwann in heimatliche Nostalgie oder muss man „draufhauen, bis sich keiner mehr rührt.“ Nicht umsonst bezeichnet Berni Mayer seinen Roman als „Southern Gothic“, „der Süden“ wird in kritischem Licht beäugt, seine Hauptfiguren sind genretypisch schwierig, aber emphatisch und sympathisch – wie das ganze Buch.

Info: Berni Mayer, geboren im niederbayerischen Mallersdorf, ist Autor, Musiker, Blogger und Übersetzer. „Rosalie“ ist nach der dreiteiligen „Mandel“-Krimireihe sein vierter Roman. Er ist im DuMont Verlag erschienen und kann hier käuflich erworben werden.

Gelesen von: Rüdiger Rudolph