Gehört: „Yearbook“ von Oh, Napoleon

oh_napoleon_yearbook_artwork_low_res-300x300Neues aus der deutschen Poplandschaft. Oh, Napoleon präsentieren ihr frühlingshaftes, verspieltes und bis über beide Ohren verpopptes Debüt „Yearbook“. Die Band vom Niederrhein macht, laut Pressetext, unaufdringlichen Pop. Ist das jetzt gut oder schlecht?

Das Krefelder Quintett liefert mit seinem ersten Album das Jahrbuch zur Band-Geschichte. Ein Revuepassieren und Resümieren der letzten vier Jahre also. Alles begann auf einer Party in der gemeinsamen Heimat, die ersten Songs entstanden, doch irgendetwas schien noch zu fehlen. Die vier Jungs erinnerten sich an ihre alte Freundin Katrin Biniasch. Nach einigen Band-Proben stand fest, dass Oh, Napoleon vollständig waren. Denn den ordentlichen, klaren und aufgegliederten Arrangements hatte die leichtfüßige und anmutende Stimme ihrer Frontfrau gefehlt.

Nun mit dem passenden Label (Snowhite) im Gepäck, kann die Republik erobert werden. „Save Me“ ist der geschmeidige und piekfeine Opener, der einen ersten Eindruck davon vermittelt, was die zehn Folge-Songs an sich haben. Süßlich klingende Falsettstimme trifft auf harmloses Schlagzeug und eingängige Pop-Gitarren-Riffs. In „Chicago“ dreht sich dann alles um den Traum von der Großstadt und ihren Versprechen, das hat auch schon bei Kollegen wie Clueso funktioniert.

Refrains zum Mitsingen und eingängige Melodien mal in Dur, mal in Moll perlen ins Ohr, sind aber genauso schnell vergangen wie untergebracht. Man hat das Gefühl, das alles bereits gehört zu haben. Das macht Pop-Musik aber auch zu einem Stück aus, und zieht man den Vergleich zu dem, was der deutsche Pop sonst so dieser Tage auffährt, ist das Album der fünf schon fast als innovativ zu bezeichnen.

Die Lieder sind unaufdringlich. Arglos plätschern die Melodien vor sich hinOh--Napoleon („Pick Some Roses“ oder „K“ ). Mal intensiv, mal ruhig schleichen sie sich in den Kopf wie „I Don’t Mind“ oder „Lovers In Your Head“. Ein gekonnt konzeptioniertes Auf-und-Ab. Rund und solide produziert. So saß Oliver Zülch als Produzent hinter dem Mischpult, der für musikalische Perlen wie The Notwist verantwortlich zeichnet.  „Yearbook“ ist ein gelungenes Indie-Pop-Debüt und sicherlich eines der ansehnlichsten deutschen Werke dieses Genres. Die Fünf vom Niederrhein haben sich ihren Platz im Radio und auf den Festivalbühnen dieses  Sommers verdient. Mit jenem eingängig, einfach daher spazierenden Pop, ohne große neuartige Melodien oder nie dagewesene Text-Passagen. Warum nicht einfach mal raus in die Sonne, Mukke auf die Ohren und eine bisschen träumen. Ganz unaufdringlich.

„Yearbook“ ist bereits am 24. Juni bei Snowhite (Universal) erschienen.

OH, NAPOLEON – I Don´t Mind by SNOWHITEMUSIC

Gehört von: Sebastian Schelly.