Gehört: Stromae „Racine Carrée“

Französisch ist ja eine wirklich schöne Sprache, eigentlich. Gesungen klingen alle Chants immer danach, als ginge es um irgendwas mit einer großen Portion Amour. Dabei trägt die französische Sprache im Song häufig diesen locker leichten Beigeschmack, der gegebenfalls besungene Tiefschläge noch während des Hörens vergessen lässt. Love is all around und so.
Der Belgier Stromae brachte mit seinem vor drei Jahren unumgänglichen Großraumdisco-Hit „Alors On Danse“ wieder ein Stück France in die deutschen Single-Charts, kletterte bis auf Platz 1 und blieb dort eine ganze Weile. Danach veröffentlichte der „Maestro“ – Vorsicht: Anagramm – fünf weitere Singles, die hauptsächlich in Belgien Chartstürmer wurden. In Deutschland blieben sie weitestgehend unbemerkt. In den darauffolgenden zwei Jahren arbeitete er unter anderem mit Kanye West zusammen, heimste ein paar Auszeichnungen ein und mash-upte die Black Eyed Peas – selbstverständlich mit „Alors On Danse“. Nebenbei produzierte Stromae zusätzlich sein zweites Album „Racine Carrée“, das er Mitte August veröffentlichte.
Und das geht mit dem ersten Titel „Ta Fête“ direkt in die Vollen. Eurodance ist auch dabei, den hat Stromae eigenen Angaben zufolge für sich wiederentdeckt und ganz offensichtlich auch in das 13 Lieder umfassende Werk gepackt. Und dass das nur in den seltensten Fällen anmutig klingt, beweist am allerbesten der Titel „Humain À L’eau“. Der ist ganz weit entfernt von der französisch-eleganten Leichtigkeit des Seins, dafür aber nah am Puls unbekümmert Cola-Rum runterstürzender Kids auf ihrer ersten Abiparty. Für die einen recht formidable, für die anderen crying at the discotheque. Musik also, auf die man gut und gerne verzichten könnte, Ausnahme: „Quand C’est“, der Titel auf „Racine Carrée“, der des Belgiers Potential als Produzent und Musiker erahnen und kurzzeitig aufatmen lässt. Das heißt für drei Minuten, danach ist wieder Halligalli angesagt.
Kurz, knapp und nach bestem rhetorischen Wissen und Gewissen: So eine Art Chanson sollte man bereits vor dem Hören wirklich lieben, alles andere wäre wie die Sau vor der Perle, und damit eine echte Schande.

Gehört von: Julia Köhn

VÖ: 16.08.2013