Gehört: Jonathan Jeremiah „Gold Dust“

Wenn ein junger Künstler nach einem erfolgreichen Debüt knappe 1 1/2 Jahre später gleich sein zweites Album auf den Markt bringt, wird die Musikwelt heutzutage gerne mal kritisch. Da wird Produktivität gleich mit so bösen Worten wie „Talentverschleuderung“ gleichgesetzt. Ja, mit diesem Stigma durfte sich schon der eine oder andere große Künstler versehen lassen. Offensichtlich gehört es heutzutage zum guten Ton, dass man sich Zeit lässt mit seinem zweiten Album, wenn man als Musiker ernst genommen werden will. Hey, schon vergessen, dass die Beatles zu ihrer Zeit in gerade mal 7 Jahren 13 Alben auf den Markt gebracht haben?
Jonathan Jeremiah, dem Singer/Songwriter aus North London mit dem schönsten Rauschebart der zeitgenössischen Musikszene, ist das zum Glück völlig schnuppe. Passt auch zu ihm, schließlich klingt seine Musik auch eher so, als wäre sie einem anderen Jahrzehnt entsprungen. Das allein ist im Moment ja extrem angesagt, aber bei Jonathan Jeremiah klingt es irgendwie unaufdringlicher, weniger aufgeregt als bei den meisten anderen. Nach seinem überaus erfolgreichen Debütalbum „A Solitary Man“ zog sich Jeremiah in ein Aufnahmestudio am Stadtrand von Amsterdam zurück und nahm direkt das zweite auf. So, wie das heutzutage auch nicht mehr an der Tagesordnung ist, mit orchestraler Unterstützung.
Trotzdem ist „Gold Dust“ erneut geprägt von Jonathan Jeremiahs angenehmer persönlicher und musikalischer Zurückhaltung. Orchestral muss nicht gleich pompös bedeuten, und so sind die Lieder auf „Gold Dust“ eine Sammlung musikalischer Kleinode, die nach mehrmaligem Gebrauch nicht abgegriffen wirken, sondern immer noch (und immer mehr!) dem Albumtitel gemäß vor sich hinfunkeln. Dabei bleibt Jonathan Jeremiah ganz entspannt er selbst und verstärkt dadurch nur den Eindruck, außerhalb von Mode, Zeit und Trend zu existieren. So kann er auch die nächsten Jahre in diesem Rhythmus gerne weiter machen.

Gehört von: Gabi Rudolph