Gehört: „Hallo Welt!“ von Max Herre

Es war im Jahr 1996, als die Stuttgarter Hip Hop Formation Freundeskreis ins Licht der Öffentlichkeit trat. Etwas Schönes, Anderes passierte da. „A-N-N-A“ verwöhnte mit seiner sparsamen Melancholie unsere Ohren, und der im dazugehörigen Video heldenhaft im Dschungel schwitzende Max Herre sah so gar nicht wie ein klassischer Hip Hopper aus. Und auch die Art, wie er seinen Sprechgesang intonierte, streckenweise in Gesang abrutschend, war irgendwie anders. Freundeskreis waren nachdenklich, politisch, manchmal altklug. Die FK Allstars Konzerte mit Gästen wie Gentleman, Afrob und Joy Denalane waren legendär – und so zauberte der Freundeskreis  tatsächlich ein kleines Tränchen der Wehmut in meine Augenwinkel, als ich 1998 von Stuttgart nach Berlin übersiedelte.

Inzwischen lebt auch Max Herre in Berlin, am 24. August hat er sein bereits drittes Soloalbum „Hallo Welt!“ veröffentlicht. Um den Freundeskreis ist es schon seit einer Weile ruhig geworden, die offizielle Auflösung des Kollektivs erfolgte 2007. Dabei knüpft „Hallo Welt!“, mehr als Herres vorangegangene Soloalbum auf angenehme Weise an das Wirken seiner ehemaligen Band an, ein Eindruck, der durch die Zusammenarbeit mit diversen Gaststars noch verstärkt wird. Diese lesen sich wie das Who-is-Who der aktuellen deutschsprachigen Musikszene und dürften nach dem „Für-jeden-was-dabei“-Prinzip dem kommerziellen Erfolg dienlich sein, den die derzeit massive Plakatierung der Hauptstadt impliziert.

Interessanterweise sind zwei der kommerziellsten Kooperationen auch die überzeugendsten: „Wolke 7“ mit Philipp Poisel und „Vida“ mit Aloe Blacc. Aber auch wer es weniger poppig mag kommt auf seine Kosten wenn Herre mit Samy Deluxe, Tua oder Marteria um die Wette rappt. Mit Antonino von Mega! Mega! an seiner Seite findet mit „Jeder Tag zuviel“ eine Portion Funk ihren Weg in Maxens Welt, eine tolle Nummer für ordentlich Jucken im Tanzbein. „Fühlt sich wie Fliegen an“ (mit Chartstürmer Cro und Clueso) hat das Zeug zum verspäteten Sommerhit, und gemeinsam mit Sophie Hunger passiert in „Berlin – Tel Aviv“ dann noch etwas ganz anderes – ein spannender Bruch im Bogen des Albums.

Zuguterletzt sei es Max Herre überaus positiv angerechnet, dass er sich mit „Nicht vorbei (bis es vorbei ist)“ den einzigen „covernswerten“ Lenny Krawitz Song herausgepickt hat. So wird aus „Hallo Welt!“ eine runde Geschichte und es bleibt zu hoffen, dass die Welt erfreut zurückruft.

Gehört von: Gabi Rudolph