Gehört: Cults von den Cults

Cults-Album-CoverEndlich. Das Warten hat ein Ende. Das amerikanische Duo „Cults“ präsentiert seinen gleichnamigen Erstling. Und der passt genau zu diesen diesigen und trüben Sommertagen.

Wie die mysteriöse Gravitation, die von einem Kult ausgeht, zog es mich vor einem Jahr in den Bann einer Band namens Cults. Da war ein Lied auf Youtube aufrufbar, von dem eine Art magische Anziehung ausging. „Go Outside“, so der Name, gewann täglich an mehr Aufrufen. Doch recherchierte man ein wenig, wurde die Suche nicht belohnt. So blieb die Band, die sich Cults nennt, eine schatten- und rätselhafte Figur, wie eine schwirrende Eintagsfliege in der Blog-Welt nur sein kann. Da ist eine unwiderstehliche Single.  Mit seinem ansteckenden Refrain, der misstönenden Gitarre und den in Hall getauchten Hooks. Aber die vermeintliche Eintagsfliege zog ein Bahn nach der anderen, so langanhaltend, dass Sony aufmerksam wurde und das Duo unter Vertrag nahm.

Bedenkt man nun den Hype und die Zeit des Wartens (um einem Lied), wird es für das junge New Yorker-Duo nicht einfacher an die hohen Erwartungen anzuknüpfen. Also, das Glockenspiel-Lied hat das Zugzeug. Eine beeindruckende Initiierung des Ritus ‚Cults‘. Das Album auch?

Die Antwort lautet: Ja. Der Langspieler bietet noch viel mehr von dieser souligen, mehrstimmigen und verworrenen Zeitlosigkeit. Sommerlicher und äthischer Indie-Dance-Pop vermengt mit einer reizenden Souligkeit. Zusammengehalten von einem simpel und solide geleimten Beatgerüst. Der erste Track und letzte Single-Auskopplung „Abducted“ präsentiert sich als ein Rufen und Antworten, das beobachtet wie die Gitarre von Brian Oblivion rücksichtslos das Herz von Madeline Fillon bricht. Wie schon „Go Outside“ belegte, liegt ein Talent des New Yorker Duos darin sich vermeintlich toter Elemente wie dem lieblichen Girl-Group-Pop der 60er Jahre zu bedienen und neues zu entlocken. So etwa „You Know What I Mean“ das an die Supremes erinntert, um dann im Refrain seinen beinahe geschrienen Höhepunkt zu erleben.

cultsSo scheinen Momente wie diese wo Übereinstimmung zu anderen Bands nicht mehr zu leugnen ist, sich aneinader zu reihen. Wie etwa bei „Oh My God“ das Jackson 5-mäßig dahermarschiert oder „Bumper“, ein süß-saures Duett, das an Marvin Gaye und Tammi Terrell erinnert. Doch dann setzt eben dieser stringente, einfache Beat a lá Mark Rohnson ein oder die Gitarre kreischt drauf los – und so steht da am Ende doch  etwas ureigenes ist. Aber so sonnig und leicht die Melodien sind, so schwer und düster sind die Texte „Never Saw The Point“ handelt von der Angst zu enttäuschen und gleiches zu erleiden.

Eine außerordentlich talentierte Band. Alleiniges Manko des weiblichen Gesangs mit seinen unausgeglichen 60er Jahre Pop-Grooves: mehr eine erfreuliche, süchtigmachende Aneinaderreihung von Hits als ein geschlossenes Album. Wenn man einen roten Faden sucht, finden sich da nur schaurige-kultischen O-Töne, die immer wieder in den Hintergund gesamplet werden. Das wirkt dann oft zu gewollt, ein schiefes Konzept, denn es bereichert die Musik in keinstem Sinne. Doch letzten Endes wird man für die Zeit von 11 Liedern Anhänger der Cults. Ein beeindruckendes Debüt auf dem jedes Lied das Potential hat alleine in einer ausgezeichneten Sommerplaylist zu stehen.

>>FastForward Magazine präsentiert die Cults auf Tour:

15. August 2011          Hamburg – Molotow
16. August 2011          Berlin – Comet
17. August 2011          Köln – Studio 672

Gehört von: Sebastian Schelly.