Gehört: „The Constant“ von I Blame Coco

Bloß kein Duett

I_Blame_Coco1Kurz: Coco. Etwas länger: I Blame Coco. Eliot Paulina Sumner übernimmt ein schweres Erbe. Sie tritt in die Fußstapfen eines Pop-Helden. Ihr Vater ist kein Geringerer als der „Englishman In New York“ – Sting. Das ansprechende Aussehen stammt mütterlicherseits von der Produzentin und Schauspielerin Trudie Styler. Die Band ihres Bruders heißt „Fiction Plane“. Das Gen der darstellenden Künste scheint in der Familie zu liegen.

Bei solchen Eltern fällt die Wahl natürlich nicht auf einen kaufmännischen oder handwerklichen Beruf. Trotzdem hat so manches Promi-Kind dem Geschäft der Eltern betont den Rücken gekehrt oder, kraft elterlicher Finanzspritzen, dem Lifstyle wilder Partys, Drogen und Schlagzeilen gefrönt. Nicht so Ms. Sumner. In der Toscana zur Welt gekommen. Mit 15 die ersten Texte geschrieben. Plattenvertrag mit 17. Debütsingle mit der schwedischen Indie-Pop-Prinzessin Robyn. Da springt die Plattenfirma vor Entzücken im Quadrat. Bei den Eltern ist der Erfolg ja quasi schon vorprogrammiert. Talent, Name, Vermarktungspotential. Ein halbes Jahr dauerten die Aufnahmen für „The Constant“, ihrem musikalischen Einstand. „The Constant“ bedient sich gegenwartsnah und lässig am Indie-Pop-Büffet bei den Retro-80s, als Beilage gibt’s noch flotte Beats. Aber gleichfalls langt die junge Engländerin bei den 90s und dem entsprechenden Euro-Dance-Elementen („Ouicker“) ordentlich zu. Es lebe die alles verwurstende Freiheit.

I_Blame_Coco_Album_CoverDer erste Track, „Self Machine“, fetzt auch gleich los, handelt – wie ein Großteil des Albums – von der sensiblen Seite junger Borderline-Emos und ihren Großstadt-Problemchen. Untermalt werden die kurzweiligen, launischen Texte von leiernder Synthies, die unbedingt einprägsame Hooklines abgeben wollen. Treibende Gitarre und wippenden Beats, gepaart mit dem überbordenden Streben zum „catchy tune“ und dem Wunsch, das schönste und schillernste Electro-Pop-Kleid auszuführen. Sportlich und schwungvolle hingegen ist die erste Single-Auskopplung „Cesar“ mit Robyn im Gepäck. Stirnbänder raus und abdancen! Hier wird alles ausprobiert.

Musikalisch hat Coco so manches von ihrem Vater geerbt , wie etwa die nuancierte Vorliebe für Ska- und Reggae-Töne. Die Stimme wirkt ebenso wie bei Sting blechern, körnig und ein wenig heißer („In Spirit Golden“). Wer weiß, vielleicht könnte das, mit ein wenig Fantasie, auch der weibliche Sting der 00er Jahr sein. Ein Entgleisung gibt es aber doch. Die Neuauflage von Neil Young’s „Only Love Can Break Your Heart“, das mit seinem klanglichen Outfit an alte „Ace Of Base“-Zeiten und schmucke beigefarbene Riesen-Leinenhemden erinnert.

„The Constant“ ist jene lässige Musik mit teils starken Pop-Melodien, um im Sommer an den Baggersee zu fahren. Obwohl das Album nicht richtig zündet, scheint Coco’s inneres Talent  durch, sowie der Wille als eigenständige Künstlerin wahrgenommen zu werden. Und der berühmte Vater? „Being Sting’s daughter has done nothing for me. I will never, ever perform a duet with him.“ Klare Ansage. Bloß kein Duett.

Gehört von: Sebastian Schelly.

„The Constant“ erscheint diesen Freitag.

Die Anzeige des Player ist nicht möglich. Entweder ist Javascript deaktiviert oder der Flash Player ist nicht installiert.

Tourdaten:

21.03. Berlin, Frannz Club
23.03. Hamburg, Knust
27.03. Köln, Luxor
28.03. München, 59:1