Gehört: Dave Gahan & Soulsavers „Angels & Ghosts“

Zum zweiten Mal geht Synthie-Gott Dave Gahan mit den Soulsavers abseits von Depeche Mode neue Wege. Seine Begleiter auf dieser musiklischen Reise sind das Englische Remix-Duo Rich Machin und Ian Glover, die mit ihrer Band Soulsavers eingefleischten Depeche Mode Fans sicherlich als Opener der „Sound Of The Universe“ Tour im Gedächtnis geblieben sind.
Was als Soul, Gospel und Blues inspiriertes Album angepriesen wird, ist weit entfernt von dem Soul solcher Bands wie den Alabama Shakes oder dem Blues, den man bei vielen Nashville geprägten Bands wiederfindet. Die Gospel Anleihen sind zu spüren, werden aber eher durch die Backgroundsängerinnen, wie bei „You Owe Me“, als durch Dave Gahan selbst getragen. Nichtsdestotrotz ist ein schönes Album entstanden, das am Ende von Gahans prägnanter Stimme getragen ist, die sich mal mehr oder weniger melancholisch über die Songs legt. Jedoch ist ein großes Kriterium des Genres Gospel und Soul erfüllt, Dave predigt mit großer Intensität fast wie ein Erlöser in seinen Songs, die er zusammen mit Machin geschrieben hat. Dabei handelt nicht nur der Album-Titel von spirituellem, sondern auch einige der Texte, immerwieder untermalt von himmlischen Geigen-Sätzen. So skandiert er beispielsweise in „The Last Time“, dass Jesus in Downtown LA erscheinen wird. Man hat fast Daves dramatische Gesten, mit Händen die sich zum Himmel heben, beim Singen vorm Auge. Da „Angels & Ghosts“ von allem was kommt und den Erinnerungen handelt, liegt die Vermutung nahe, dass „The Last Time“ von Gahans Nahtot-Erfahrung handelt, als er sich nach einem Drogen-Cocktail nur durch ein Wunder auf die Seite der Engel schlagen, und die Geister glücklicherweise hinter sich lassen konnte. So gibt er auch unverwunden in „Don’t Cry“ zu: „I’m a sinner, I’m a saint“.
Das leicht dramatische zieht sich durch die meisten Songs durch. So auch bei der Ode an seine Frau „One Thing“, die davon handelt, dass es seine Frau trotz Schrulligkeiten wie seiner Vorliebe für Reality-TV, bereits so lange mit ihm aushält.
Dass die Engel am Ende die Geister besiegen zeigt vielleicht, dass mit „Shine“ und „My Sun“ zwei Songs, die das Licht versprechen, die restlichen sieben Songs einrahmen. Als kleine Anekdote am Rande, entstand das musikalische Gerüst zu „Shine“ bereits vor sechs Jahren bei einem Tour-Stop in Berlin. Eine Stadt, die Dave Gahan und seine Kollegen schon immer inspiriert hat. Schliesslich sind in den berühmten Hansa Studios Meilensteine der Band entstanden.
Die Magie von Gahans Stimme ist es auch die, egal in welcher Konstellation, nicht an Anziehungskraft verliert. So war die kleine Club-Tour der Soulsavers schon innerhlab weniger Minuten ausverkauft. Was mit seiner Hauptband Depeche Mode schon lange nicht mehr möglich ist, kann er sich mit den Soulsavers wieder erlauben und statt in den ganz großen Arenen die eher kleineren Hallen bespielen. Allerdings werden sich viele Depeche Mode Fans, trotz dieses musikalischen Schmankerls, auf das Album der Band freuen, das für 2017 angekündigt wurde. Denn so gut Gahans Stimme ist, ihren vollen Glanz kann sie erst entfalten, wenn Mastermind Martin L. Gore die Melodien tüftelt und zusammen mir Fletch die Synthisizer erklingen lässt, die Dave Gahan zum wahren Gott der Popmusik machen.

VÖ: 23.10.2015

Gehört von: Kate Rock