Frohlocken mit Florence & the Machine (Arena Berlin, 01.12.2012)

Die Göttin der Musik lud zum Fest und Ihre Anhänger kamen um zu lauschen, zu tanzen und sie ehrwürdig zu feiern…

Es war der 12.10.2009, als ich Florence das erste Mal im Postbahnhof begegnen durfte, es war mein erstes Konzert für FastForward Magazine und der Tag an dem ich meine Berufung zur Bühnenfotographin fand. Wie ein Phönix aus der Asche erhob sie sich vor mir und der frische Duft ihres weiten Kleides umgab mich, als stünde ich im Paradies. Ihre Karriere befand sich noch am Anfang und sollte in den nächsten Monaten einen unsagbaren Schub erleben. Bis dahin konnte man sogar noch den Versuch wagen, in eisiger Kälte am Hinterausgang zu warten um noch einmal ein Foto mit ihr und einen fröhlichen Spruch zu erhaschen.

Keine 4 Monate später begeisterte Florence wieder das Berliner Publikum, diesmal im Astra und wieder vor ausverkauftem Haus. Das Konzert wurde für unsere Redaktion zur Pilgerstätte. Wir kamen, sahen und stauten erneut über diese Energie und magische Kraft, welche uns bis heute in ihren Bann gezogen hat. Es zogen zwei Jahre ins Land, in denen Florence durch die ganze Welt reiste, ein weiteres Album herausbrachte, die Menschen mit ihrer Musik beglückte, sie fesselte und aus tiefster Seele für sie sang. Ihre Musik fühlt sich an, als trüge sie dein Herz ganz vorsichtig in ihren Händen und all dein Schmerz, dein Glück, deine Hoffnungen und Ängste gehen in sie über, um als Gesang und in wundervolle Worte gefasst ihren Weg nach draußen zu finden. Die Hallen wurden größer, die Fangemeinde wuchs rasant und so spielte sie im März diesen Jahres in der Columbiahalle. Ich durfte wieder im Graben stehen und sie fotographieren, während sie barfuß mit ihrem langen seidenden Gewand umher wirbelte, immer wieder ganz nah am Bühnenrand, der leichte Stoff berührte meine Haarspitzen und ein wohliges Gefühl durchfloss meinen Körper. So nah und doch so unnahbar, genau dies macht die Faszination von Florence Welch aus.

Gestern spielte die Britin nun in Berlin in der ausverkauften Arena. Waren es früher noch ein paar hundert, sind es jetzt tausende, die ihrem lockenden Rufen folgen und unzählige Hallen füllen, um sie zu sehen. Und auch dieses Mal wurde es ein Fest der Musik, Liebe, Emotionen und Freude. Mit „Only For The Night“ läutete sie den Abend ein und betrat ihren im Jugendstil gehaltenen Altar unter tobenden Applaus. Die Menge war in Ekstase und ließ sich mit  „What The Water Gave Me“, „Cosmic Love“, „Leave My Body“ oder „Shake It Out“ berauschen. Vor hundert Jahren hätte sie als Muse mit ihrer liebreizenden Art wohl Gustav Klimt oder Alphonse Mucha um den Verstand gebracht. Heute sind es ihre treuen Anhänger, die ihr dieses zu danken wissen. So auch gestern. Freudig nahm sie liebevoll gestaltete Geschenke aus dem Publikum entgegen und war sichtlich erfreut. Es sind offensichtlich die kleinen Dinge, die auch eine großartige Frau wie Florence Welch sehr zu schätzen weiß und über das ganze Gesicht strahlen lassen. Dennoch machte es den Eindruck, dass die letzten Jahre ein wenig ihre Spuren hinterlassen haben und es vielleicht auch mal an der Zeit für Florence ist, sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Fast zwei Stunden brachten sie, ihre Band und die Backgroundsängerinnen die Menge zum Toben, um sich in der Zugabe mit „Sweet Nothing“ und „The Dog Days Are Over“ stimmungsvoll zu verabschieden. Viel zu schnell schien die Zeit an einem vorbeizurauschen, aber genau dies macht ein gutes Konzert aus. Ein Konzert, welches man so schnell nicht vergisst und um das man dankbar sein kann, der Musik auf dieser Weise huldigen zu dürfen.

Für mich ist es auch an der Zeit nicht nur Florence zu danken, welche sich durch ihre Musik in den letzten Jahren auf ewig in mein Herz geschlichen hat, sondern auch den Menschen, ohne die ich diese wundervollen und großartigen Momente niemals hätte erleben dürfen. Und somit danke ich natürlich meinen wundervollen Chefinnen von FastForward, die stets bereit sind, das Ganze für mich einzutüten und mit denen ich schon so manches musikalisches Highlight gemeinsam erleben durfte, um Bericht zu erstatten. Und natürlich auch der MCT-Agentur für das unsagbare Glück, Florence von Anfang an begleiten zu dürfen, genauso wie den vielen anderen Musiker und Juwelen, die durch sie vertreten werden. Und der netten MCT-Lady vom Pressecounter, die mich ebenfalls schon seit Anfang an immer mit einem freundlichen Lächeln begrüsst und deren Name ich leider bis heute nicht weiß. Aber wir werden uns hoffentlich auf noch einigen tollen Konzerten begegnen.

Fotos und Bericht: Lynn Lauterbach