Ein Abend voller Verlangen – Tina Dico live im Berliner Admiralspalast

Tina Dico

Ich bin ja bekanntlich wie ich bin. Deswegen steh ich auch erst einmal, verdutzt über mich selbst, vor dem Friedrichstadtpalast. Dass hier nicht Tina Dico, sondern der Quatsch Comedy Club spielt, war mir klar, deswegen bin ich auch sofort weiter zum nahe gelegenen Admiralspalast. Leider gehörte der gestrige Tag bis dato zu denen, welche ich auch ohne große Verluste gerne aus meinem Kalender hätte streichen könnte. Und das Wetter trug sein übriges dazu bei.

Drinnen sah alles schon ganz anders aus. Neben dem HAU gehört das Admiralspalast-Studio zu den schönen Locations, bei welchen man noch Sitzplätze anfindet, und während sich der schöne Saal bis fast auf den letzten Platz füllte, machte sich dann doch endlich meine Vorfreude auf das anstehende Konzert breit.

Der musikalische Abend wurde von dem 24 Jährigen Musiker Jacob Brass eingeleitet.  Der junge Münchner konnte zwar nichts gegen meine Vorband-Phobie tun, aber er verstand es, das Publikum zu unterhalten, nicht nur mit seinen Balladen, sondern auch mit einer guten Hand voll Humor. Ein Typ, mit dem man gerne lacht und den sich sicher die ein oder andere Dame als Schwiegersohn wünscht. Ganz allein und nur mit Gitarre oder auch mal am Flügel, spielte er ein angenehmes und vor allem nicht zu langwieriges Set.

Nach einer kurzen Pause durfte der Abend dann beginnen. Und als Tina Dico mit ihrer Band und in Begleitung von Helgi Jonsson die Bühne betrat und mit “London“ sowie “Goldhawk Road“ das Konzert einleitete, wurde einem klar, dies wird ein ganz besonderes Konzert und ein sicher wundervoller Abend. Diese Frau versteht es Verlangen, Sehnsüchte, Liebe  und Träume in wunderschöne Texte und vielfältige Melodien zu verpacken. Unter anderem spielte sie “All I See“, “Sacre Coer“, “Warm Sand“ und “Copenhagen“ – alles Songs, die in Verbindung mit Tina Dico nicht mehr wegzudenken sind._DSC5279 Kopie

Dann verließ die Band Bühne und nun stand sie da, ganz alleine und nur von ihrer Gitarre begleitet sang sie “Watching Him Go“ und “Room With A View“. Gefühlvoll und machmal ganz leise, so leise, dass man sich nicht mal traute zu atmen oder sich zu bewegen, als wäre man gefesselt, allein von Ihrer Stimme. Zum nächsten Lied kam dann wieder Helgi Jonsson hinzu und sang mit ihr ‚‚Waltz“ als Duett, welches auch auf ihrem neuem Best-Of Album Welcome Back Colour zu finden ist. Nach diesem kurzen aber wirklich schönen Akustik-Set, kam die Band zurück und mit “Home“, “On the Run“, “Welcome Back Colour“ sowie “Nobodys Man“ wurde der Saal nochmal richtig gerockt, um dann mit  “Paper Thin und “Count To Ten“ das Ende einzuleiten. Ein schönes Ende zu einem ebenso schönen Abend mit einer wundervollen Frau, in Begleitung einer wunderbar harmonierender Band. Dies wurde dann vom Publikum auch mit Standing Ovations gebührend gefeiert. Natürlich so laut und hartnäckig, dass sich die dänische Sängerin mit “No Time To Sleep“ und “Love All Around“ gerne zu einer Zugabe bereit gab.

Ihre Auftritte sind meist restlos ausverkauft. Tina Dico hat Humor, ist talentiert und ihre Musik ist vielseitig. Gestern Nacht hat sie wieder einmal bewiesen, dass sie live mit Ihren Songs und Melodien auf sämtlichen Bühnen dieser Welt einen Platz finden würde, sei es in einer rauchigen Country-Bar, einem Jazz-Club oder im Admiralspalast. Ich glaube, sie könnte sich wirklich überall durchschlagen und würde schnell ihre Anhänger finden.

_DSC5256 KopieNun bin ich froh, dass man Tage nicht einfach aus dem Kalender und seinem Leben streichen kann. Und ich bin froh über Musiker wie Tina Dico, die einem mit ihrer Musik genau das richtige Gefühl geben, mit Verlangen, Sehnsüchten, der Liebe und und den Träumen nicht allein da zu stehen und einen mitnehmen auf eine kleine Reise in ihre Welt, wo man für einen Moment alles andere um sich herum vergessen darf… Erholt und zufrieden ging ich im strömenden Regen nach Hause, mein Herz war noch so erfüllt, dass die Kälte von draußen keinen Platz fand. Ich freue mich jetzt schon, die zauberhafte Frau Dico irgendwann und hoffentlich ganz bald in unserer Hauptstadt wieder zu sehen!

Bericht & Fotos: Lynn Lauterbach