Gehört: Pascal Pinon „Twosomeness“

Als Islands schönste Schülerband hätte man Pascal Pinon beschreiben können, als die Zwillingsschwestern Jófrídur und Ásthildur vor zwei Jahren ihr Debütalbum veröffentlichten. Gerade mal 16 waren die beiden damals alt und gar erst zarte 14, als sie Zuhause in ihrem Jugendzimmer mit nur einem Mikrofon und gemeinsam mit zwei Freundinnen ihre ersten Songs aufnahmen. Nun sind die beiden dem Erwachsenwerden einen großen Schritt entgegen gegangen und präsentieren, mit inzwischen erreichter Volljährigkeit, ihr zweites Album, ebenso wie der Erstling bei uns bei Morr Music erschienen.
Und es ist wieder ein ganz prächtiges Stück Musik geworden, das die Zwillinge gezaubert haben. Während sie sich auf ihrem Debüt noch hauptsächlich auf Gitarren, Keyboard, Glockenspiel und Blockflöten beschränkten, wagen sie sich auf „Twosomeness“ einen Schritt nach vorne. Schon im Opener „Ekki Vanmeta“ sind neue, zum Teil elektronische Klangwelten zu vernehmen. „When I Can’t Sleep“ kommt für Pascal Pinon’sche Verhältnisse dank Harfe und Rhythmus regelrecht opulent daher. Auch wird dieses mal des öfteren auf Englisch gesungen – der Wachstumsprozess, an dem wir auf „Twosomeness“ teilnehmen dürfen, ist nicht von der Hand zu weisen. Und auch der Titel des Albums spielt auf eine wichtige Entwicklung an: So hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass Pascal Pinon hauptsächlich als Duo existieren. Als eines, das sich nicht länger und besser kennen könnte. Vielleicht ergibt sich daraus die regelrecht schlafwandlerisch Sicherheit, mit der die beiden Schwestern sich in so jungen Jahren bereits durch ihre Musik bewegen.
Für die Umsetzung ihres Zweitlings hatten Pascal Pinon dieses Mal Unterstützung von Produzent Alex Somers, der auch Sigur Rós und deren Frontmann Jónsi produziert. Der für die Musik von Pascal Pinon so wichtige DIY-Charme bleibt davon zum Glück gänzlich unberührt. Ihm bleiben die Schwestern treu und entwickeln sich dennoch ein kräftiges Stück weiter. Wer bei Stücken wie „Evgeny Kissin“ oder „Rifrildi“ glaubt die Engel singen zu hören, ich würde es ihm nicht absprechen. Schließlich kommen Pascal Pinon aus Island, da scheint, nicht nur musikalisch, so ziemlich alles möglich zu sein.

Gehört von: Gabi Rudolph