Gehört: Bratze „Highlight“

Bratze sind raus! Also ihre dritte Platte ist es. „Highlight“ heißt die und ist es auch. Die Splitter der Szene. Die Splitter im Ohr. Grandiose Texte und absurd altmodische  Musik aus dem Keller des Electropunk.
Was als erstes auffällt, ist die Ode an die 80er. Kann man jetzt drum rum schwafeln, kann man aber auch lassen. Das Zweite ist die tiefe Verzweiflung, aus der dieser Gesang gekrochen kommt. Mal lyrisch und leise, mal stürmisch und fordernd, aber eben immer fast schon am Abgrund. Tanzbar und das auch wollend, dabei aber immer jedem Hörer sagend: Nimm dir nix einfach so, du denkst wir sind so oder so. Ist aber nicht so. Hör hin. Wir sind nicht dein Programm. Wir sind nicht deine Lösung. Wir sind genauso anders als du…oder so.
Krasse Synthies und eine sägende Gitarre. Mal wie Cash, mal wie The Smith, mal wie Pavement, mal wie Depeche Mode. Grandiose Musik mit Texten, als ob Blumfeld endlich mal mehr als zwei Tage feiern waren.
Das ganze Album ist eine Antwort auf die Frage, wie Elektro mit Hang zu unserer Geschichte klingen sollte, wenn sich die Band auch noch erdreistet, auf Deutsch zu singen.
Politisch geht es kaum  zu. Und wenn dann ganz verquer. Wenn der Sänger von Frittenbude mal mitsingt, oder wenn der  smarte Kevin Hamann sich mal erdreistet, sich abzugrenzen gegen all die Ansprüche dieser Scheißgesellschaft. Zum Beispiel in „Die die es schon wissen“. Oder eben in „Insel“, dem Opus mit Frittenbudes Johannes Rögner.
Wenn das Private politisch wird und das Politische privat, dann sind wir im Reich der 90er. Und wenn es eine Fortführung dieser Disziplin gibt mit allen Mitteln, die uns die Musikgeschichte der letzten 20 Jahre geschenkt hat und wir uns beschränken auf Elektronisches und satteste Beats, dann landen wir bei  Bratze! Der Mann, der für die satten Beats und den ganzen Kram fernab der Gitarre und des Gesangs  zuständig ist, nennt sich  Norman Kolodzie. Er und  Kevin Hamann sind Bratze. Und sie kennen alles. Jeden Takt, jede Wendung, jede Ungenauigkeit und jeden Zweifel. 10 Tracks, die voll aufgedreht keine Fragen mehr offen lassen, und doch alle volle Packung nicht dazu gehören.
Also bitte kauft euch diese verdammte Platte, sie ist perfekt. Und live werden Bratze auch noch die von uns präsentierte Tour der Frittenbude teilweise bereichern. Vermutlich sollten die beiden losen wer als erstes spielt, denn sie sind  beide grandios!

Gehört von: Marcus Reinhardt

www.bratze.eu