Musik in Berlin: Teil 1 mit Eric Eckhart

Eine Serie über Berlin und Musiker aus Berlin: Teil 1 mit Eric Eckhart

Als erstes stellt sich die Frage: Was ist eigentlich ein Berliner Künstler bzw. Musiker? Reden wir von Menschen, die hier geboren wurden oder zumindest hier aufgewachsen sind? Die soll es ja geben: die Ärzte und Rammstein und Sido fallen mir da als erstes ein. Allerdings: Berlin ist auch schon immer ein Magnet für internationale Künstler gewesen – ob mit oder ohne Mauer, ob heute oder vor 100 Jahren. Es gibt Musiker, die hier schon Jahre leben, trotzdem kein Deutsch reden und dennoch die Szene ebenso beeinflussen wie jemand, der hier geboren ist. Sie sind Zugereiste und finden hier die Freiheit, die sie benötigen um ihre Kunst auszuleben. Es sind  oft eher in Berlin ansässige Musiker als Berliner in eigentlichem Sinn.

Wenn Kraftklub singen „Ich Will Nicht Nach Berlin“ und eine Kaskade von Klischees über Berlin genannt werden, dann kann ich nur  müde sagen, dass sie Berlin wohl nicht kennen. Denn wer Berlin kennt, der kennt dessen ungeheure Vielfalt – in jeder Hinsicht. In dieser Serie wird ein Blick auf die Berliner Musikszene abseits der ausgetrampelten Pfade des Mainstream geworfen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit Eric Eckhart.

Eric Eckhart ist einer dieser zugereisten Musiker, die in Berlin ihre Heimat gefunden haben. Ursprünglich kommt er aus den USA, hat dort ein „normales“ Leben geführt mit einem festen Job und allem was dazu gehört. Dann kam eine Art Quarter-life Crisis und er zog nach Europa um seiner Passion, der Musik, zu folgen. Erst in Irland und jetzt hier in Berlin. Neben seiner eigenen Musik ist er noch Mitglied des internationalen Künstlerkollektivs und Plattenlabels „A Headful Of Bees“. Sein Album „This Is Where It Starts“ erschien 2010 als erstes Album auf dem Label und im Moment arbeitet er am Folgewerk. Statt der üblichen DIY Mentalität versucht er allerdings einen anderen Weg zu gehen: DIT (Do It Together). Er versucht, sein Album ohne Geld zu schreiben, aufzunehmen und zu promoten. Dafür greift er auf eine alte Tradition zurück: Tauschgeschäfte und Kollaborationen. Er lädt auch jeden ein, ihn bei diesem Prozess zuzusehen: Jeder darf vorbeikommen, wenn er vom 25. – 31. August sein Album im Berliner Kreativen Zentrum Supermarkt aufnimmt, mischt und mastered. Die CDs, das Design und alles was dazugehört wird auch vor Ort hergestellt. Und wem das noch nicht genug ist, der kann auch seinen hausgemachten Sound zu ihm schicken und vielleicht wird dieser dann auch auf der CD verwendet. Das ganze Projekt kann zusätzlich online via einer Kamera oder später in einer Dokumentation verfolgt werden.

Sein letztes Album „This Is Where It Starts“ beheimatet eine Mischung aus Americana, Rock und Pop und ab und zu gibt es einen Hauch von Country oder Blues. Er lässt sich nicht so einfach auf ein bestimmtes Genre reduzieren. Die dazugehörigen Texte sind in der eher traditionellen Singer-Songwriter Kunst beheimatet. Es gibt Songs wie „Lost“, die zwar ruhig anfangen, einem das Gefühl des Verlorenseins und fast schon einer Kraftlosigkeit vermitteln, aber dann schnell die Wende finden. Er endet in diesem Gefühl von Mut und Kraft, dass sich nach dem Verlust einstellt. Es fängt leise an und endet in einer verzerrten Gitarrengeräuschkulisse. In „Happy“ verpackt er den traurigen Text in einer eher fröhlichen Pop/Rock Melodie. Das ganze Album handelt mehr oder weniger von Veränderung oder der Depression davor, unterlegt mit wunderbar detaillierten Melodien. Er scheint sich auf dem Album mit seiner eigenen Vergangenheit, seinem Umbruch auseinanderzusetzen. Das ist der Grund dafür, dass sich seine Musik sehr ehrlich anfühlt.

Eric Eckhart spielt zusammen mit einer Violinistin am 6. Juli als Erster in der Reihe „Kisten Konzerte“ in der Kartoffelkiste im Europa – Center (hier zu finden). In Zusammenarbeit mit dem Sofa Salon Berlin präsentieren sie eine Reihe von Konzerten, die sich um Berliner Musiker dreht. Die Konzerte finden zweimal im Monat statt und im Zuge dessen stellen wir euch hier weitere Musiker aus Berlin vor.

Zum Abschluss noch das Video zu „Lost“ von Eric Eckhart und der Überlegung, ob man mal weniger Kopfkino ablaufen lassen sollte und seine Schüchternheit mal überwindet.

Links:

Eric Eckhart: https://www.ericeckhart.com/

A Headful Of Bees: https://www.aheadfulofbees.com

Kartoffelkiste: https://www.kartoffelkiste-berlin.de/

Supermarkt: https://www.supermarkt-berlin.net/

Sofa Salon: https://sofasessions.blogspot.de